Chlamydien: Häufige Infektion, oft unbemerkt – das musst du wissen

Redaktion
Michelle Krah

Chlamydien sind die häufigste sexuell übertragbare Infektion in Europa – und das oft ohne Symptome. Gerade junge Menschen sind besonders betroffen. Doch keine Sorge: Wir zeigen dir, wie du dich schützen kannst, woran du eine Infektion erkennst und was im Ernstfall zu tun ist.

Mit über 230.000 registrierten Fällen pro Jahr sind Chlamydien die am häufigsten gemeldete bakterielle sexuell übertragbare Infektion (STI = sexually transmitted infections) in Europa. Auch in Deutschland gehören Chlamydien zusammen mit HPV-Infektionen, Tripper (Gonorrhö) und Trichomoniasis zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten.

Das Tückische: Rund 80 Prozent der Infektionen verlaufen ohne Symptome, was die Gefahr einer unbemerkten Ansteckung erhöht. Doch keine Panik: Mit einem einfachen Test und einer schnellen Behandlung kannst du Schlimmeres verhindern. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über Chlamydien – von der Übertragung über Symptome bis hin zu Schutzmaßnahmen.

Chlamydien: Erreger, Entstehung und Übertragung

Was sind Chlamydien?

Chlamydien sind Bakterien, die zu den häufigsten Erregern sexuell übertragbarer Infektionen (STI) weltweit gehören. Der Hauptverursacher von Chlamydien-Infektionen beim Menschen ist das Bakterium Chlamydia trachomatis. Es führt zu Infektionen vor allem im Bereich der Geschlechtsorgane, des Enddarms und der Augen.

„Da eine Infektion mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis in den meisten Fällen ohne Symptome verläuft, ist die Gefahr der Ansteckung hoch. Schätzungen gehen von jährlich rund 300.000 infizierten Frauen allein in Deutschland aus, insbesondere jungen Frauen. So schätzt man, dass etwa vier bis zehn Prozent der jungen Frauen von einer Infektion betroffen sind“, erklärt Dr. med. Daniela Bach, Gynäkologin und Gründerin der Glückssprechstunde.

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Entstehung und Übertragung

Chlamydien werden hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen – egal ob vaginal, anal oder oral. Dabei können die Bakterien von einer infizierten Person auf eine andere übertragen werden, selbst wenn keine Symptome auftreten.

Die Expertin ergänzt: „Eine weitere, weniger bekannte Übertragungsmöglichkeit besteht während der Geburt: Infizierte Schwangere können Chlamydien auf ihr Neugeborenes übertragen. Um das zu verhindern, gehört ein Chlamydien-Screening zur Routinevorsorge während der Schwangerschaft.“ Dadurch können Infektionen frühzeitig erkannt und behandelt werden, um Komplikationen für Mutter und Kind zu vermeiden.

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Symptome: So erkennst du eine Chlamydien-Infektion

Viele Jugendliche merken gar nicht, dass sie infiziert sind. Woran erkennt man trotzdem mögliche Anzeichen?

Symptome bei Frauen

  • Eitriger oder ungewöhnlicher Ausfluss aus der Scheide

  • Beschwerden beim Wasserlassen

  • Schmierblutungen außerhalb der Periode

  • Schmerzen im Unterbauch

Symptome bei Männern

  • Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen

  • Ausfluss aus der Harnröhre, der klar oder eitrig sein kann

  • Juckreiz oder Brennen im Intimbereich

Chlamydien-Screening, Schnelltest und Diagnose

Sich auf Chlamydien testen zu lassen, schadet also nicht, selbst wenn du keine Symptome hast. Aber wie läuft ein Chlamydien-Test eigentlich ab? Ist das unangenehm?

Dr. Bach beruhigt: „Das Chlamydien-Screening ist fester Bestandteil der gynäkologischen Vorsorge für alle Frauen bis zu einem Alter von 25 Jahren. Dafür gibt die Frau zu Beginn ihres Termins in der Praxis eine Urinprobe ab, welche im Labor auf Chlamydien untersucht wird. Im Falle eines Chlamydien-Nachweises meldet sich die Frauenärztin bzw. der Frauenarzt bei der betroffenen Patientin, bestellt sie zu einem Gespräch ein und verschreibt ihr ein Antibiotikum gegen die Infektion.“

Wenn du bereits über 25 Jahre alt bist, wird das Screening nicht mehr automatisch von den Krankenkassen übernommen. In diesem Fall musst du die Kosten für den Test selbst tragen, wenn kein konkreter Verdacht auf eine Infektion besteht. 

Bei konkretem Verdacht auf eine Infektion, erfolgt die Diagnostik mit Hilfe eines Abstrichs. 

Ein Tipp der Expertin: Informiere bei einem positiven Testergebnis deine Sexualpartnerinnen und -partner der letzten sechs Monate, damit diese sich ebenfalls testen lassen und ggf. antibiotisch behandeln lassen.  

Du brauchst vor einem Chlamydien-Test keine Angst zu haben. Das tut nicht weh.

Dr. med. Daniela Bach, Gynäkologin

Wie werden Männer getestet?

Auch Männer können sich auf Chlamydien testen lassen – zum Beispiel beim Urologen oder Hausarzt. Der Test erfolgt in der Regel durch eine Urinprobe, die auf das Vorhandensein von Chlamydien untersucht wird. In manchen Fällen kann auch ein Abstrich aus der Harnröhre notwendig sein, insbesondere wenn Symptome wie Ausfluss oder Schmerzen beim Wasserlassen vorliegen. Dieser Abstrich wird mit einem dünnen Wattestäbchen durchgeführt.

Schnelltests für zu Hause

Es gibt auch Chlamydien-Schnelltests, die du selbst zu Hause durchführen kannst. Diese Tests sind in Apotheken oder online erhältlich und funktionieren ähnlich wie ein Schwangerschaftstest. Du gibst eine Urinprobe ab oder machst einen Abstrich und erhältst das Ergebnis nach kurzer Zeit. Wichtig: Ein positives Ergebnis sollte immer von einer Ärztin oder von einem Arzt überprüft werden, um sicherzugehen und die richtige Behandlung einzuleiten.

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Behandlung: Antibiotika und mögliche Folgen ohne Therapie

Eine Chlamydien-Infektion ist gut behandelbar – vorausgesetzt, sie wird rechtzeitig erkannt. Die Standardtherapie besteht aus Antibiotika, die die Bakterien abtöten und die Infektion vollständig heilen können. Doch was passiert, wenn Chlamydien nicht behandelt werden? Die Folgen können schwerwiegend sein.

„Eine unbehandelte Chlamydien-Infektion kann potenziell bei allen Geschlechtern zu Unfruchtbarkeit führen“, so Dr. Bach.

Bei Frauen kann sich die Infektion über die Vagina, den Uterus und die Eierstöcke bis in den Bauchraum ausbreiten und zu Verklebungen führen, die wiederum die Durchgängigkeit der Eileiter und somit die spätere Realisation des Kinderwunsches beeinflussen können.

Bach erläutert: „Auch bei Männern kann sich die Infektion bis auf den Nebenhoden und die Prostata ausweiten und wird als Ursache einer späteren Unfruchtbarkeit in Fachkreisen diskutiert.“

Je früher eine Chlamydien-Infektion erkannt und behandelt wird, desto geringer ist das Risiko für langfristige Schäden. Deshalb ist es wichtig, bei Symptomen oder einem positiven Testergebnis sofort ärztlichen Rat einzuholen. Auch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sollten nicht links liegen gelassen werden.

Schutz vor Chlamydien: Präventive Maßnahmen

Die gute Nachricht: Du kannst dich aktiv vor einer Chlamydien-Infektion schützen! Mit ein paar einfachen Maßnahmen lässt sich das Risiko einer Ansteckung deutlich reduzieren. Hier erfährst du, wie du dich und andere schützen kannst.

  • 1. Safer Sex: Kondome und Femidome verwenden

    Der sicherste Schutz vor Chlamydien ist die Verwendung von Kondomen oder Femidomen beim Geschlechtsverkehr – egal ob vaginal, anal oder oral. Diese Barriere schützt nicht nur vor Chlamydien, sondern auch vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen wie HIV oder Tripper. Wichtig ist, dass das Kondom richtig angewendet wird und während des gesamten Geschlechtsverkehrs getragen wird.

  • 2. Regelmäßige Tests machen

    Gerade wenn du sexuell aktiv bist und wechselnde Partnerinnen und Partner hast, sind regelmäßige Tests auf sexuell übertragbare Infektionen (STI) wichtig. Frauen unter 25 Jahren können das Chlamydien-Screening einmal im Jahr kostenlos bei ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt durchführen lassen. Auch Männer sollten bei einem Verdacht oder nach einem Partnerwechsel einen Test in Betracht ziehen.

  • 3. Kommunikation mit deiner Partnerin/deinem Partner

    Offene Gespräche über sexuelle Gesundheit sind wichtig – auch wenn sie manchmal unangenehm erscheinen. Wenn du positiv auf Chlamydien getestet wurdest, solltest du frühere Sexualpartnerinnen und -partner informieren, damit sie sich ebenfalls testen lassen können. Nur so kann eine erneute Ansteckung vermieden werden.

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Fragen und Mythen zu Chlamydien

Kann ich mich auf der Toilette mit Chlamydien anstecken?

Der Mythos, dass man sich auf dem Toilettensitz mit Chlamydien ansteckt, hält sich hartnäckig. Doch Dr. Bach beruhigt: „Eine Ansteckung geschieht vor allem beim ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Sorge vor einer Ansteckung ‚auf der Toilette' oder ‚im Schwimmbad' ist unbegründet, sofern du dort nicht ungeschützten Verkehr hast. Die Klobrille infiziert dich nicht mit Chlamydien.“

Mythos: „Kommt von selbst. Geht von selbst.“ Ist da etwas dran?

In Anbetracht der möglichen schwerwiegenden Folgen einer unbehandelten Chlamydien-Infektion und angesichts der einfachen Therapiemöglichkeit mittels Antibiotikum solltest du bei einer nachgewiesenen Infektion immer handeln und nicht einfach nur abwarten, rät die Expertin. 

Wie lange dauert eine Chlamydien Infektion?

Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion mit einem Krankheitserreger und dem Auftreten der ersten Symptome) für die Erstinfektionen beträgt etwa ein bis drei Wochen.

Mein Chlamydien Test ist positiv! Ist meine Partnerin/mein Partner fremdgegangen?

Auch hier gibt die Expertin Entwarnung: „Da oft keine Symptome bestehen und die Diagnose ‚zufällig' im Screening gestellt werden kann, ist meist unklar, wie lange die Infektion besteht. Also keine Sorge, die Diagnose lässt keine Rückschlüsse auf die Treue deiner Partnerin oder deines Partners zu.“

Was sollte man tun, wenn man positiv auf Chlamydien getestet wurde?

„Selbstverständlich gilt es zumindest für die Dauer der Behandlung auf Safer Sex zu achten und ein Kondom bzw. Femidom zu nutzen, denn damit ist die Wahrscheinlichkeit einer (Wieder-)Ansteckung auf ein Minimum gesenkt", so Dr. Bach.

Fazit

Eine Ansteckung mit Chlamydien mag im ersten Moment beängstigend klingen, aber keine Sorge: Solange du die Infektion rechtzeitig behandelst und auf geschützten Geschlechtsverkehr achtest, hast du alles im Griff. Mit dem richtigen Wissen und ein paar einfachen Maßnahmen kannst du entspannt bleiben und dich gut schützen.

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Michelle Krah

Veröffentlicht am 05.11.2025

Quellenangaben

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