Potential Schülerpraktikum: So begeistern Sie den Nachwuchs für Ihr Unternehmen

Redaktion
IKK classic

Man kennt die Bilder: Gelangweilte Schülerinnen und Schüler laufen motivationslos durch Betriebe. Davon profitiert niemand. Gerade hier haben Arbeitgebende die Chance, Jugendliche für das Handwerk und das eigene Unternehmen zu begeistern. Wir zeigen, welches Potenzial in Schülerpraktika steckt und geben Tipps, wie Sie die richtigen Praktikantinnen und Praktikanten finden und ins Team integrieren.

Wo früher Schülerinnen und Schüler zeitnah einen passenden Betrieb suchen mussten, sind heute die Unternehmen auf der Jagd nach Nachwuchskräften. Die Zeiten und die neue Generation haben sich verändert. Wer also junge Talente gewinnen und motivieren möchte, muss aktiv werden, verschiedene Strategien verfolgen und etwas bieten – und genau hier kommt das Praktikum ins Spiel.

Schülerpraktikum in Ihrem Betrieb: Chancen und Herausforderungen

Praktika sind nachweislich eines der wirksamsten Instrumente zur beruflichen Orientierung, betont Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp, Referatsleiterin im Bereich Berufliche Bildung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH): „Aus Perspektive der Jugendlichen können sie in einen Ausbildungsberuf reinschnuppern, den betrieblichen Alltag anschauen und sich in unterschiedlichen beruflichen Situationen austesten.“

Vorteile der Schülerpraktika für Unternehmen

Auch Unternehmen haben einen Nutzen, indem sie frühzeitig Kontakte zu vielversprechenden Talenten knüpfen. Laut dem Portal „Praktika zur beruflichen Orientierung” gewinnen 61 Prozent der Unternehmen in Deutschland ihre Auszubildenden über Praktika.

In dieser Phase können beide Seiten herausfinden, ob sie zueinander passen, stellt Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp fest: „Praktika spielen eine entscheidende Rolle bei der Rekrutierung von Auszubildenden, insbesondere im Handwerk. Betriebe erhalten einen ersten Eindruck von den Sozialkompetenzen und Zuverlässigkeit der Praktikantinnen und Praktikanten und können deren Interesse einschätzen. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.“

Herausforderungen aus betrieblicher Sicht

Praktika organisieren sich nicht von allein. Das erfordert Zeit, sorgfältige Planung und menschliche Ressourcen. Auch gesetzliche Vorgaben, wie das Jugendarbeitsschutzgesetz und das Arbeitszeitgesetz, sind zu beachten. Zudem sollte ein Praktikum pädagogisch sinnvoll sein. Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp erklärt: “Es ist wichtig zu identifizieren, welche Aufgaben Betriebe den Jugendlichen in kurzer Zeit geben können, so dass sie einerseits einen Einblick in die Tätigkeit bekommen, andererseits niemand gefährdet wird“.

Alles geregelt. Der Arbeitgeber-Podcast der IKK classic.

Moderator Kay Holm widmet sich in unserem Podcast einmal im Monat Themen aus dem Bereich Sozialversicherung oder Arbeitsrecht.

Arten von Schülerpraktika

Das Praktikum unterscheidet sich durch Dauer, Ablauf und Rahmenbedingungen. Grundsätzlich können Schülerinnen und Schüler vier verschiedene Praktikumsarten absolvieren. In der Regel gibt es keine Vergütungspflicht und aufgrund der geringen Praktikumsdauer gilt der gesetzliche Mindestlohn nicht. Ausführliche Informationen zur Organisation von Praktika finden Sie auf den Webseiten Ihrer örtlichen HWK, IHK, DIHK oder in dem von ihnen entwickelten Praxisleitfaden für Unternehmen.

Art der Praktikums Ziel Dauer Pflicht

Berufsorientierendes Schülerpraktikum

Schüler sollen das Berufsfeld und das Sozialgefüge des Unternehmens kennenlernen und einfache, berufstypische Tätigkeiten ausführen.

2 - 3 Wochen

von der Schule vorgeschrieben

Regelmäßige Praxistage

Schüler ab der 8. Klasse (aus besonderen Bildungsgängen in beruflichen Schulen) arbeiten über längere Zeit im Betrieb, um Schlüsselqualifikationen aufzubauen, besonders für handwerklich orientierte Jugendliche.

1 Tag pro Woche (zwischen 2 - 6 Monaten) 

von der Schule vorgeschrieben

Berufsorientierendes / Freiwilliges (Ferien-) Praktikum

Das freiwillige Praktikum gibt Schülern die Gelegenheit, während der Ferienzeit unverbindlich in einen Beruf „hineinzuschnuppern“. Die Ausgestaltung wird in der Regel individuell vereinbart.

2 - 6 Wochen (auch länger möglich)

von den Schülern eigeninitiativ organisiert

Fachpraktikum

Ergänzt theoretische Inhalte durch praktische Erfahrungen, basierend auf dem Ausbildungsplan der Schule.

Mind. 1 Jahr (3 Tage pro Woche)

Von beruflichen Schulen vorgeschrieben

So bereiten Sie sich als Betrieb auf ein Schülerpraktikum vor

Schon bevor ein junger Mensch in den Betrieb kommt, gilt es einiges zu organisieren. Mit diesen Tipps können Sie sich als Arbeitgeberin oder Arbeitgeber bestens vorbereiten:

Praktikumsplan erstellen und passende Aufgaben identifizieren

Ein gut geplantes Schülerpraktikum schafft für beide Seiten einen Mehrwert. Klären Sie, welche Bereiche im Unternehmen für Praktikantinnen und Praktikanten geeignet sind und welche konkreten Lerninhalte Sie vermitteln möchten. Auf dieser Grundlage erstellen Sie einen Praktikumsplan, der berufsrelevante Tätigkeiten, Zeitpläne, Bereiche und Ziele umfasst.

Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp rät dazu, sich an Übungen zu orientieren, die im ersten Ausbildungsjahr wichtig sind: „Wählen Sie Aufgaben, bei denen Jugendliche Erfahrungen sammeln können, mit Material und Werkzeug umzugehen und sogar etwas Kleines herzustellen. Es ist sehr wertvoll, wenn man auch mit einem sichtbaren Erfolgserlebnis aus diesem Praktikum herausgeht. Deshalb ist in handwerklichen Bereichen die Erstellung eines kleinen Werkstücks denkbar.“ Außerdem ist es empfehlenswert, die Praktikantinnen und Praktikanten in verschiedenen Arbeitsbereichen einzusetzen.

Verantwortungsperson bestimmen

Informieren Sie das Team rechtzeitig über den Neuzugang. Für die Dauer des Praktikums stellen Sie eine Mentorin oder einen Mentor an die Seite, um die Jugendlichen zu begleiten und qualifiziertes Feedback zu geben. Auszubildende aus dem zweiten oder dritten Lehrjahr können Ihnen dabei eine große Stütze sein. „Der geringe Altersunterschied verringert die Hemmungen, Fragen zu stellen und ermöglicht einen direkten Einblick in die Ausbildung“, erklärt Dr. Kielbassa-Schnepp.

Keine Lust auf Praktikantenbetreuung? So überzeugen Sie skeptische Kolleginnen und Kollegen:

  • Beteiligen Sie Mitarbeitende an der Planung und Umsetzung des Praktikums, um ein Gefühl der Verantwortung zu schaffen. Organisieren Sie regelmäßige Feedbackgespräche mit dem Team.

  • Mit der richtigen Anleitung können Praktikantinnen und Praktikanten leichtere Aufgaben übernehmen und das Team in arbeitsintensiven Phasen entlasten.

  • Die Betreuung von Praktikantinnen und Praktikanten bietet Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre eigenen Kompetenzen auszubauen und Führungsfähigkeiten zu entwickeln. Sie selbst erkennen so Managementpotenzial für mögliche Beförderungen.

  • Praktikantinnen und Praktikanten bringen frischen Wind. Es ist wichtig, die Neuzugänge zu ermutigen, ihre Ideen zu teilen, da diese zur Verbesserung interner Prozesse beitragen können.

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Ziel des BGM ist es, die Belastungen der Beschäftigten zu reduzieren und deren persönliche Ressourcen zu fördern.

Praktikanten finden: Tipps und Strategien

Die Suche nach geeigneten Schülerpraktikantinnen und Schülerpraktikanten ist nicht immer leicht. Mit den richtigen Strategien und einer aktiven Präsenz auf verschiedenen Kanälen können Betriebe gezielt Schülerinnen und Schüler ansprechen und für ihre Praktikumsplätze begeistern.

Starke Online-Präsenz für Praktikumsbewerbung

Schreiben Sie die Praktikumsplätze frühzeitig aus, am besten sechs Monate im Voraus, und bewerben Sie das Praktikum auf der Website Ihres Unternehmens. Im Lehrstellenradar der Handwerkskammer oder bei der Arbeitsagentur gibt es auch die Möglichkeit, die Praktikumsstelle zu melden. Social-Media-Kanäle und Plattformen wie Indeed, LinkedIn und Glassdoor sowie spezifische Praktikumsbörsen wie praktikum.info, meinpraktikum.de oder empowergirl.de sind ebenfalls wertvolle Ressourcen. Zögern Sie aber nicht, auch auf Jobmessen vor Ort teilzunehmen, wo Sie persönlich mit potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten in Kontakt treten können.

Kontakt zu Schulen als Strategie

Knüpfen Sie Kontakte zu örtlichen Schulen. Dort können Sie sich an Schulveranstaltungen oder Berufsinformationstagen beteiligen, Betriebsbesichtigungen für Schulklassen anbieten oder zum Tag der offenen Tür einladen. Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp empfiehlt, sich den Ausbildungsberaterinnen und Ausbildungsberatern der Handwerkskammern anzuschließen, die bereits gute Verbindungen zu Schulen haben. Alternativ können die Innung oder Kreishandwerkerschaft hierbei unterstützen.

Worauf Sie im Bewerbungsgespräch achten sollten

Nun stapeln sich die Bewerbungen engagierter Praktikantinnen und Praktikanten auf Ihrem Schreibtisch. Doch wie erkennen Sie den Volltreffer?

  • Achten Sie darauf, dass das Anschreiben auf Ihr Unternehmen und die Praktikumsstelle zugeschnitten ist und sich an die richtige Kontaktperson richtet.

  • Eine klare Begründung, warum die Bewerberin oder der Bewerber das Praktikum bei Ihnen absolvieren möchte, ist ein positives Signal.

  • Für viele Schülerinnen und Schüler ist es das erste Bewerbungsgespräch. Deswegen schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre und geben der Bewerberin oder dem Bewerber Raum, sich vorzustellen.

  • Achten Sie auf „Soft Skills” wie Pünktlichkeit, Ausdrucksweise, Selbstsicherheit und Motivation. Aktives Zuhören und Nachfragen bei Unklarheiten sind ebenfalls wichtige Zeichen von Kommunikationsfähigkeit.

  • Zeigen Sie weitere Ausbildungsperspektiven auf und erkundigen Sie sich nach den Plänen der Schülerinnen und Schüler nach dem Praktikum.

Arbeitsschutz

Unsere Gesundheitsmanager verknüpfen das Betriebliche Gesundheitsmanagement der IKK classic und den Arbeitsschutz im Betrieb für Sie.

Praktikanten ins Team einbinden: Tipps und Tricks

Der erste Praktikumstag ist oft von Nervosität geprägt. Neue Gesichter, unbekannte Strukturen, fremde Räume – das kann schnell Stress auslösen. Ein herzliches Willkommen und geplantes Onboarding helfen, Unsicherheiten abzubauen:

  • Vorstellung im Unternehmen

    Planen Sie Zeit für eine persönliche Begrüßung und einen Betriebsrundgang ein.

  • Kennenlernen

    Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, sich bei Coffee-Dates mit Neuankömmlingen auszutauschen.

  • Integration ins Team

    Laden Sie die Praktikantinnen und Praktikanten zu Besprechungen, Firmenevents und Feiern ein.

  • Feedback-Zwischengespräche

    Stellen Sie Termine für ein tägliches fünfminütiges Feedback ein. Auch ein ausführliches Zwischengespräch zur Halbzeit des Praktikums ermöglicht Praktikantinnen und Praktikanten, Rückmeldungen umzusetzen und sich weiterzuentwickeln. Am Ende der Praktika sollte ein Abschlussgespräch stattfinden.

Nach dem Schülerpraktikum

Nach dem Praktikum sollte die Schülerin oder der Schüler eine Teilnahmebestätigung erhalten, in der die ausgeführten Tätigkeiten dokumentiert sind. Im Gegenzug können sie einen Feedbackbogen ausfüllen, um ihre Erwartungen und das Gelernte zu reflektieren. So erhalten Sie wertvolle Einblicke für Verbesserungen.

Fragen Sie die Personen, mit denen Sie besonders zufrieden waren, ob sie sich eine Ausbildung bei Ihnen vorstellen können. Zusätzlich können Sie diese ermutigen, Ihrem Unternehmen in den sozialen Medien zu folgen oder vielleicht haben Sie noch einen passenden Ferienjob zu vergeben? So bleiben Sie mit den jungen Talenten in Kontakt.

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Veröffentlicht am 29.04.2025

Quellenangaben

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